Bevor ich nach Minden zu Christian auf Besuch fuhr, hatte ich noch nie etwas von „Pickert“ gehört.
Das klang doch erst mal eher nach einem Rentner im Schrebergarten als nach einem kulinarischen Erlebnis.
Eigentlich stammt dieses rustikale Kartoffelgericht gar nicht aus Minden, sondern aus dem knapp 70 km südlicher gelegenen Detmold, dem heimlichen Herzen des Lipperlands. Und dort ist der Pickert beinahe heilig. 🛐🥔
Neugierig wie ich bin, wollte ich wissen, wie diese sagenumwobenen Pickert schmecken.
Das Problem: Außerhalb von Detmold bekommt man sie nirgends. Also habe ich mich selbst an einen Versuch gewagt – mit einem angeblich erprobten "Omas-Bestes-Rezept" von Chefkoch.
Das Ergebnis? Eine salzige Katastrophe in Teigform. Klebrig, versalzen, irgendwie bäh – obwohl ich mich peinlich genau an die Anleitung gehalten habe. Danach war erstmal jahrelang Funkstille zwischen mir und dem Pickert.
Dieses Jahr dachte ich: Ich wage es noch einmal. Zwar hatte ich immer noch keine Vorstellung davon, wie Pickert „richtig“ schmecken soll, aber nach langen Vergleichen unterschiedlicher Rezepte habe ich mir meine eigene Rezept-Version erarbeitet und getestet.
Und siehe da: Es hat geklappt! Fluffig, lecker, goldbraun – ein echter Genuss! Nach Jahren endlich das kulinarische Happy End auf Lippisch 😊 Selbst Christian (gebürtiger Lipper) war begeistert – und attestierte mir, dass mein Pickert „ziemlich nah am Original seiner Kindheit“ ist. Besseres Feedback gibt's kaum.
Die Pickert-Puffer schmecken sowohl warm als auch kalt – ganz wie’s euch beliebt. Klassisch serviert man sie mit Puderzucker, Rübensirup oder Apfelmus. In Detmold genießt man sie sogar mit grober Leberwurst – kein Witz!
Die fertigen Pickert lassen sich einige Tage im Kühlschrank aufbewahren und schmecken auch am nächsten Tag noch richtig gut. Ich wärme sie am liebsten im Toaster oder in der Heißluftfritteuse auf. Und wenn mal was übrig bleibt: Einfach einfrieren.
Laat di nich lang nödigen! Los geht’s.
500 g Kartoffeln
250 ml Milch
500 g helles Mehl
1 Päckchen Trockenhefe
1/2 TL Salz
2 EL Zucker
eine kräftige Prise Muskat
5 Eier
200 g Rosinen (Optional, aber original)
Etwas Butter und Öl zum Ausbacken
Beilage-Varianten:
Puderzucker
Apfelmus
Rübensirup
Honig oder Marmelade
(grobe Leberwurst)
Rohe Kartoffeln schälen und fein reiben.
Milch aufkochen, vom Herd nehmen und die geriebenen Kartoffeln unterrühren.
Masse leicht abkühlen lassen.
In einer großen Schüssel Mehl, Hefe, Salz, Zucker und Muskat vermischen.
Lauwarme Kartoffel/Milchmischung und Eier hinzufügen und gründlich vermengen.
Zugedeckt für mindestens eine Stunde an einem warmen, zugfreien Ort aufgehen lassen.
Das Volumen sollte sich verdoppelt haben.
Wer mag, kann jetzt die Rosinen unterrühren.
In einer Pfanne mit etwas Öl und Butter portionsweise kleine Puffer braten (ca. 8 cm Durchmesser)
Mit Puderzucker, Rübensirup oder Apfelmus warm oder kalt servieren.